
Bild: Johanna Franziska Kriks
Als Künstlerin geboren zu sein, das ist etwas, das ich lange nicht wahrhaben wollte. Zu fragil, zu kostbar erschien mir mein Talent, um es mit der Welt zu teilen. Ich hab wohl schon Geschichten geschrieben und Bilder gemalt, als ich noch keine Worte dafür hatte und noch keinen Pinsel führen konnte. Alles war bereits in mir drin.
Mit meiner Mutter an meiner Seite wuchs ich in den ersten zehn Lebensjahren in dem Selbstverständnis auf, dass jeder Mensch ein Künstler sei. Sie lehrte mich zu malen, ohne mich jemals zu belehren. Ich las Bücher, wie andere Nahrung zu sich nehmen, ohne zu wissen, dass darin schon längst meine eigene Stimme verborgen war. Alles, was ich im Radio hörte, konnte ich mühelos am Klavier nachspielen und ich fing an, selbst kleine Stücke zu komponieren.
Und dann verlor ich meine Mutter. Und mit ihr alle Sicherheit und Selbstverständlichkeit und den Boden unter meinen Füßen. Ich fiel. Ich fiel jahrelang und gewöhnte mich so sehr an diesen Zustand, dass ich dachte, ich wäre zum Schweben geboren. Ich lernte andere Dinge, die andere Menschen für wichtig hielten. Ich absolvierte zwei Studien und arbeitete in Berufen, die nicht die meinen waren. Das war damals meine Welt. Oder das, zu dem meine einst unendliche Welt geschrumpft war.
Bis ich eines Tages hart auf den Boden aufschlug. Und mich langsam, langsam in meine ursprüngliche Größe aufrichtete. Ich sah mich in den Spiegel und erkannte mich selbst kaum wieder. Ich hatte meine Künstlerseele jahrzehntelang verleugnet, weil ich dachte, dass das, was mich wirklich ausmacht, nichts gilt in dieser Welt. Aber das war nur ein Gedanke, der mich schon viel zu lange begleitet hatte und ich ließ ihn schließlich gehen.
Heute lebe ich davon zu schreiben und Menschen auf ihrem Schatztauchgang zu begleiten. Es berührt mich gleichermaßen, selbst Künstlerin zu sein, als auch andere in ihrer Kreativität zu bestärken. Das ist mein kostbarster Schatz. Diesen Schatz mit der Welt zu teilen, bringt mein Herz zum Tanzen.
hey Johanna, lass uns Klavierspielen <3 wusste gar nicht, dass Du das auch noch kannst. schöner Text. Ganz liebe Grüße und bis bald!!!
d
Liebe Danie, ich muss gestehen, dass ich seit 30 Jahren nicht mehr Klavierspiele, aber es gibt ja noch so viele andere Instrumente zu entdecken. Vielleicht lerne ich ja noch singen, wer weiß das schon? ;-)
Wow, ein wunderbarer Text! Ich freue mich sehr, dass Du zu Dir zurückkehren konntest und deinen Schatz mit uns jetzt teilst!
Dankeschön, Céline! Ja, das freut mich auch von Herzen!